Besteigung des Villarrica Vulkans – eine außergewöhnliche Tour

P1030380Ausgehend von dem touristischen Städtchen Pucón in Region Araucaní­a in Chile, kann man eine Vielzahl von Touren buchen, jedoch war für mich der Ausflug zum Villarrica Vulkan, die wohl außergewöhnlichste, anstrengendste aber auch lustigste von allen. Man bekommt nicht nur Naturvielfalt und atemberaubende Ausblicke geboten, sondern darf die Naturgewalt des Vulkans, die der Krater erahnen lässt, mit eigenen Augen erspähen. Das absolute Highlight jedoch, ist der ungewöhnliche und schnelle „Abstieg“, der dem ganzen noch die Krone aufsetzt. Von allen eintägigen Trips, die ich während meiner Reisen machen durfte, ist die Besteigung des Villarrica Vulkans – ohne Frage – einer meiner Favoriten.

Wie bucht man die Tour?

Nichts einfacher als das! Als ich mit dem Bus in Pucón ankam, wartete schon eine Horde von Agenturen darauf, mir eine Tour nach der anderen einzureden. In solchen Momenten heißt es: ruhig bleiben, nichts überstürzen und vor allem, sich nicht von dem erstbesten Angebot um den Finger wickeln lassen. Wenn man die einzelnen Agenturen gegeneinander ausspielt und behauptet, man würde sich noch bei der Konkurrenz umsehen, kann man durchaus den einen oder anderen Peso sparen. Bei der Wahl der Agentur gibt es in der Qualität keine großen Unterschiede und es bieten alle mehr oder weniger die gleichen „Packages“ an. Wie viel man dann letztendlich für dieselben Leistungen bezahlt, liegt dann meist am Verhandlungsgeschick. Wenn man zu zweit unterwegs ist, hat sich ein kleiner Trick schon oft als sehr hilfreich herausgestellt: während die Agenturen sich wie Geier auf einen stürzen und auf einen einreden, beratschlagt oder unterhält man sich kurz auf deutsch und zieht dabei ganz zweifelnde Blicke. Der Inhalt des Gesprächs ist dabei völlig egal – ob man sich nun über die letzten politischen Geschehnisse auslässt oder einfach nur 50x Rhabarber sagt. Bedeutung haben alleine die Blicke und nicht selten sind die Vermittlungs-Menschen in Folge mit dem Preis heruntergegangen. Für meine Tour habe ich umgerechnet rund 50€ bezahlt.

Der Anmarsch

Die Tour beginnt relativ früh morgens und morgenmuffelig wie ich bin, habe ich es erst verspätet zum Treffpunkt geschafft. Dies störte aber kaum, da dort sowieso noch reges Treiben herrschte. Einer nach dem anderen bekam Ausrüstung zugewiesen: einen Rucksack voller Sachen, von denen ich mich fragte, wofür ich sie wohl brauchen würde, Schutzkleidung, da am Kraterrand doch schon mal die Funken fliegen können, sowie Wanderschuhe – falls man welche brauchen sollte. Die Gruppe wurde sogleich in kleine Busse verfrachtet, die uns zum Fuße des Vulkans brachten, von wo aus es zu Fuß weiterging. P1030372Rund 1450 Höhenmeter galt es zu bewältigen um bis zur Spitze zu gelangen. Da ich zuvor schon einige Bergtouren gemacht hatte, stellte dies kein Problem für mich dar. Trotzdem gab es die Möglichkeit, die ersten 400 Höhenmeter für 10 Pesos mit einem Téléferico, also einem Lift zu überwinden, was auch einige der Teilnehmer in Anspruch nahmen. So teilte sich die Gruppe in zwei kleinere auf. Die ersten paar Höhenmeter waren sehr einfaches Gelände und stellten für kaum jemanden Probleme dar. Schon bald aber gelangten wir an die Schneegrenze und mussten nun in Reih und Glied einen rutschigen Schneetrampelpfad, der sich wie eine Schlange der Berg hinaufwand, entlangwandern. In der Hand, die der Bergseite zugeneigt war, hatte jeder von uns einen Eispickel als Stützhilfe. So marschierten wir mit kurzen Pausen, während der wir das immer schöner werdende Panorama genossen, ganz gemächlich den Berg hinauf. Einige meiner Gruppe, also derjenigen, die keine Abürzung nahmen, schafften es aber nicht bis zum Ziel, wovor die Guides von Anfang an gewarnt hatten. Sie waren zu erschöpft und konnten nicht mehr weiter. Ich kann jedoch versichern, dass einem bei der Tour nichts Übermenschliches abverlangt wird. Klar dauert der Aufstieg rund 5-6h aber das Marschtempo war gemächlich und orientierte sich an den Langsamsten, und die etwas Flotteren konnten vorangehen. Jeder der sich etwas sportlich betätigt und vielleicht auch mal die Zähne zusammenbeißen kann, wird es bis zum Ziel schaffen.

Der Krater des Villarrica

P1030397Oben angekommen bot sich uns ein überragender Ausblick. Man konnte die Seen, Städte, andere Vulkane und all die Landschaft im Umkreis sehen. Nachdem unsere Gruppe sich erholt und gestärkt hatte, zogen wir unsere Schutzkleidung vollständig über und näherten uns dem Krater des Vulkan. An diesem Tag war der Vulkan etwas ruhiger und es sprühten keine Funken, wie es doch durchaus Gang und Gebe sein soll. Jedoch zogen dicke Rauchwolken auf und Schwefelgeruch lag in der Luft. So ein Vulkankrater ist doch ein Phänomen für sich und man sollte es mit
eigenen Augen gesehen haben.

Rutschpartie nach unten

Über den Abstieg hatte ich mir bis dahin nur wenig Gedanken gemacht, und bei dem Schnee wäre es sicher ein beschwerlicher, rutschiger und gefährlicher Marsch geworden. Das war der Moment, wo der Rucksackinhalt zum Einsatz kam. Ich beförderte wasserabweisende Überkleidung, sowie ein Rutschteller zum Vorschein. Da erst wurde mir klar, dass wir den Berg nicht hinunterwandern würden – P1030394Nein,.. wir würden rutschen und da ließ ich mich nicht zweimal bitten. Also ab in das Gewand, das Rutschteller noch festgeschnallt und den Eispickel zum Bremsen gut festhaltend, war ich bereit zum Start. Von den vielen Gruppen die täglich den Marsch auf den Vulkan wagten, waren schon richtige Rutschbahnen entstanden die kleine Kanäle in die Schneedecke gruben. Also rein in die Bahn und ab die Post ….

UND WIE DIE POST ABGING! Ohne den Eispickel wäre Bremsen wohl unmöglich gewesen und man würde wortwörtlich übers Ziel hinausschieÃßen. Die wasserabweisende Kleidung hatte sich als nicht ganz so wasserabweisend herausgestellt. Dies heißt so viel wie: von der Häfte abwärts war ich klatschnass. Ich empfehle also Kleidung und Schuhe zum Wechseln mitzunehmen. Dies tat der Sache jedoch keinen Abbruch, denn eine fast durchgehende Rutschbahn Über 1500 Höhenmeter, ist wohl eine ziemlich einmalige Sache und nur schwer zu übertreffen. Die letzten Meter auf festem Boden mussten wir natürlich wieder zu Fuß zurücklegen, aber nach so einem wunderbaren Ausflug, läuft man die letzten Schritte noch gerne. Dann ging es im Bus wieder zurück nach Pucón – erschöpft aber glücklich.

Jedem der Freude an der Bewegung in der Natur hat, und einmal einen etwas anderen Ausflug machen möchte, kann ich diesen nur empfehlen. Man darf sich aber keine Illusionen machen alleine am Vulkan zu sein – als ich dort war, wimmelte es nur so von Touristen.

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Dennoch: DER VILLARRICA VULKAN IST ES WERT!

(P.S.: Nur wenige Wochen, nachdem ich den Vulkan bestiegen hatte, brach er am 3. März 2015 aus. Und ich hatte mich noch über die Evakuierungsschilder in Pucón lustig gemacht…)

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